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Reisen 2035: Spass, Status oder Sinn?

Elvis aus Manila und Jia aus Kunming zeigen uns, wie unterschiedlich Reisen in zehn Jahren aussehen kann. Willkommen in der Zukunft.

Asien ist einer der dynamischsten Reisemärkte der Welt – und unterwegs in zwei Geschwindigkeiten: Die einen wollen aufholen, erleben, teilen. Die anderen suchen Sinn, Wirkung und neue Verbindungen. Während Massentourismus boomt, wird Nachhaltigkeit in Städten wie Singapur, Seoul oder Shanghai zum neuen Unterscheidungsmerkmal.

Gespräche mit Expertinnen und Experten aus Wissenschaft, Praxis und Innovation haben diesen Zukunftsblick inspiriert – mit besonderem Dank an Prof. Dr. Wolfgang Georg Arlt (Meaningful Tourism Centre), Robin Gilbert-Jones (Skift), Olga Heuser (DialogShift) und Carmen Murer (Synhelion).

Entdecken Sie zwei Reisen in die Zukunft – und was sie über den Wandel im Tourismus verraten.

Planen und Buchen 2035

Elvis sagt nur: «Plane uns die Zehn-Tage-Asia-Grand-Tour – spassig und familienfreundlich.» Seine persönliche KI Max kennt ihn gut und versteht: Hotels mit Kinderclubs, TikTok-Trends, wenig Umsteigen, viel Erleben – alles abgestimmt auf Biorhythmus und Budget. Nachhaltige Optionen sind zweitrangig. Max bucht die Reise. «Max weiss, was ich will – manchmal, bevor ich es selbst merke», so Elvis.

Jia braucht keine Worte. Ihre KI Lù erkennt Reaktionen über Atem, Blick, Hautsignale. Ein Storycast über eine Frauenkooperative in den Reisfeldern Nordthailands berührt sie. Lù sucht passende Angebote. Die KI verhandelt direkt mit dem Buchungssystem einer Eco-Lodge vor Ort einen dynamischen Impact-Tarif, der CO₂-Bilanz, Auslastung und lokale Wirkung berücksichtigt. Jia klickt nicht. Sie entscheidet mit einem inneren Ja.

«In China ist Reisen ein Ausdruck von Status und Haltung. Wer es sich leisten kann, will nicht nur sehen, sondern wirken.»

– Prof. Wolfgang Georg Arlt, Meaningful Tourism Centre

Realitätscheck 2025

Start-ups wie Emteq Labs (Grossbritannien) entwickeln sensorbasierte Technologien, die Emotionen in Echtzeit erfassen.

Impact-orientierte Plattformen wie Regenerative Travel (USA) zeigen CO₂-Bilanz und regionale Wirkung. Besonders gefragt bei der Generation Z.

Mobilität 2035

Elvis kommt mit seiner Familie am Flughafen in Manila an. Kein Anstehen, kein Check-in: Das Gepäck wird kontaktlos registriert, die digitale Reise-ID per Gesichtsscan bestätigt. Die Sitzplätze hat Max längst gewählt, abgestimmt auf die Familienbedürfnisse. Beim Boarding erscheint ein Hinweis auf der smarten Brille: Solar Fuel gebucht. Emissionsreduktion: 87 Prozent. Elvis schmunzelt: «Früher war Kerosin das Schnäppchen. Heute ist es umgekehrt.»

Jia gleitet mit 320 km/h durch Südchina. Der neue Hochgeschwindigkeitszug nach Chiang Mai fährt elektrisch und tankt Wasserstoff an den Grenzstationen. Kein Papierkram, nur ein kurzer Scan mit der Smartwatch. Lù meldet sich: «+12 Impact-Punkte. Wirkung registriert.»

Jias klimafreundliche Wahl wird mit Impact-Guthaben belohnt. Während die Landschaft vorbeizieht, hört sie das digitale Briefing einer NGO, bei der sie mitwirkt.

«Solartreibstoffe funktionieren in den bestehenden Flugzeugen und Tankanlagen – so wird weltweite Skalierung realistisch.»

– Carmen Murer, Synhelion

Realitätscheck 2025

Solarbasierte Flugtreibstoffe sind marktfähig: Erste Anbieter skalieren, Förderquoten greifen ab 2030.

CO₂-Pässe und Impact-Punkte entstehen als neue Währung für Reisen und belohnen bewusstes Verhalten.

Erleben 2035

Elvis reist schnell: drei Länder in zehn Tagen. In Singapur erlebt die Familie eine Hologramm-Safari, in Seoul eine K-Pop-Avatarshow, Streetfood kommt per Drohne. Jetzt: Kyoto.Der Fushimi-Inari-Schrein ist überfüllt. Selfie-Spots und Warteschlangen sind virtuell geregelt. Die Augmented-Reality-Brille zeigt Geschichte, ein Panda hüpft durch den Garten, die Kinder lösen Quizfragen.

Am Abend blendet Max den nächsten Programmpunkt ein, doch Elvis winkt ab: «Lösch das. Nicht noch ein Must-see.»

Jia entscheidet anders. Noch in Kunming testet sie ein immersives Virtual-Reality-Modul, das simuliert, wie sie Reissetzlinge pflanzt. Danach bucht sie die Eco-Lodge in Nordthailand. Vor Ort kocht sie mit der Gastgeberin auf dem Lehmofen, hilft auf dem Feld und diskutiert mit ihr über die Stellung der Frauen – eine diskrete KI-Dolmetscherin flüstert die Übersetzung. Statt Selfies nimmt Jia ein reflektiertes Audio-Memo mit, das sie in ihrem Netzwerk «Impact Voice Circles» teilt.

«Immer häufiger geht es bei Reisebuchungen nicht mehr um das Reiseziel, sondern um das Erlebnis, das dort wartet.»

– Robin Gilbert-Jones, Skift

Realitätscheck 2025

Reiseinspiration beginnt in China oft über Kurzvideos auf Plattformen wie Mafengwo oder Xiaohongshu.

Museen, Städte und Parks weltweit setzen zunehmend auf Augmented Reality und Gamification.

Übernachten 2035

Jias Zimmer ist einfach, klug gebaut aus lokalen Materialien, mit Solardach und Wasserrecycling. Die Lodge misst ihre Wirkung: Wie viel bleibt in der Region? Was bewirkt ein Aufenthalt? Für Jia zählt nicht Komfort, sondern Resonanz. Auf der Heimreise verbringt sie zwei Nächte in einem regenerativ geführten Stadthotel in Chiang Mai. Am Morgen sitzt sie mit Jasmintee im Garten.

Elvis checkt im selben Hotel ein. Max hat es empfohlen: familienfreundlich, gute Lage, fairer Preis. Die Zimmer sind vorbereitet: Allergiefilter, Lichtstimmung, Lieblingssaft im Kühlschrank. Beim Frühstück setzt er sich an den Tisch neben Jia und sieht einen Hinweis: Grüner Tarif aktiviert: 12 Prozent Rabatt, weil die Mehrheit nachhaltig bucht.

«In zehn Jahren bucht nicht mehr
der Mensch, sondern seine KI,
im Gespräch mit der Hotel-KI.»

– Olga Heuser, DialogShift

Realitätscheck 2025

KI ermöglicht Hyperpersonalisierung in Hotels: in Asien bereits Alltag, in Europa datenschutzabhängig.

Impact-Tracking zeigt, was ein Aufenthalt bewirkt.

Reisecode 2035: unterwegs mit Wirkung

Eine Checkliste, die den Erlebniswert steigert und Reiseziele stärkt.

  • Kann ich ausserhalb der Hauptsaison reisen?
    Das verhindert Überlastung an beliebten Orten – und macht Ihr Reiseerlebnis entspannter.
  • Wie umweltfreundlich sind die Anfahrt und der Transport vor Ort?
    Kompensationsprogramme helfen, den CO2-Fussabdruck zu verkleinern.
  • Kenne ich die kulturellen und ökologischen Richtlinien am Reiseziel?
    Vom Plastikverbot bis zu Verhaltensregeln: Informieren und Respektieren sind das A und O für bewusstes, reibungsloses Reisen.
  • Ist die Unterkunft nachhaltig und eingebettet in die Gemeinschaft?
    Indem Sie Ihr Hotel oder Resort bewusst wählen, stärken Sie den zukunftsfähigen Tourismus. Nachhaltige Reiseportale helfen dabei.
  • Unterstützen meine Ausflüge und Aktivitäten vor Ort die lokale Kultur und Natur?
    Damit erhalten Sie authentische Erfahrungen und verbessern die Lebensqualität am Reiseziel.
  • Nutze ich technische Möglichkeiten wie KI optimal?
    Von der Routenplanung bis zur Simultanübersetzung: Mit ChatGPT und Co. halten Sie Kopf und Sinne frei für das echte Erfahren.
  • Verlasse ich mein Reiseziel etwas besser, als ich es vorgefunden habe?
    Vielleicht kaufen Sie Ihre Souvenirs von der lokalen Handwerkerin, spenden für eine Non-Profit-Organisation vor Ort oder beteiligen sich an einem Umweltprojekt.
  • Was ist die Intention meiner Reise?
    Eine klare Haltung macht Ihre Reise sinnvoller – für Sie selbst und für andere.

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