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Zeit für eine Zeitreise: 130’000 Jahre unterwegs

Vom Neandertaler bis zum Linienflug: Das Reisen hat sich vom Wagnis zum Milliardenmarkt entwickelt – und bringt uns heute zurück zur Frage, was wir unterwegs wirklich suchen.

Reisen liegt in der Natur des Menschen, die Sehnsucht nach der Ferne in uns seit Urzeiten eingepflanzt. Das Reisen um des Reisens willen hingegen ist ein jüngeres Phänomen – und war, bis vor Kurzem, meist einer Oberschicht vorbehalten.

Es bedingt Zeit, Ressourcen sowie geeignete Transportmittel. Die technologischen, wirtschaftlichen und geopolitischen Entwicklungen der letzten Jahrzehnte haben es einer immer breiteren Masse zuganglich gemacht. Und diese tut es mit Gusto: Noch nie gab es so viele Reisende wie heute, Tendenz steigend. Warum eigentlich?

In diesem Brief erfasst die Engländerin Sophie Lane Poole die Faszination des Reisens – damals wie heute. Das Wagnis, aufzubrechen. Die mit Nervenkitzel gepaarte Vorfreude. Die Mühen einer langen Anreise. Und dann das Ankommen: vor einem Monument, in einer Landschaft, einer Kultur, einem Erlebnis. Oder einfach: dem Unbekannten, das es zu entdecken gilt.

Entdeckungsreisen – 130’000 – 40’000 V. CHR.

Neandertaler reisen von Portugal bis Sibirien, bestätigt durch Funde von sehr ähnlichen Steinwerkzeugen. Das Muster dieser Funde deutet auf vereinzelte Explorationen statt auf eine gross angelegte Migration hin.

Eroberungszüge – CA. 325 V. CHR.

Alexander der Grosse kommt von seiner Expedition nach Indien mit einer fantastischen Geschichte über ein (Fabel-)Wesen namens Odontotyrannus zurück. Es soll ihn und seine Soldaten angegriffen haben.

Handelsreisen – 130 V. CHR.

In China beginnt die Han-Dynastie, mit dem Westen zu handeln – und eröffnet damit die Seidenstrasse. Sie entwickelt sich für die nächsten Jahrhunderte zur wichtigsten
Handelsroute.

Pilgerreisen – 12. JHD. N. CHR.

Die stetig steigende Zahl der Pilgernden nach Santiago de Compostela lasst entlang des Jakobswegs zahlreiche Gasthäuser entstehen. Sie legen den Grundstein für den Tourismus als Wirtschaftszweig.

Bildungsreisen – 17. JHD. N. CHR.

Für die europäische und russische Oberschicht des 17. und 18. Jahrhunderts wird die ≪Grand Tour≫ ein Muss: Auf dieser oft mehrjährigen Bildungsreise durch den Kontinent erfahren sie neue Kulturen – und knüpfen nützliche politische Verbindungen.

Tagesausflüge – 1841

Der britische Unternehmer Thomas Cook organisiert für Arbeiter Tagesausfluge mit dem Zug von Leicester nach Loughborough und zurück. Er erfindet damit die Reisetour – und gründet das erste Reisebüro der Welt.

Flugreisen – 1944

Knapp 40 Jahre nach dem ersten Flug der Gebrüder Wright im Jahr 1903 entsteht die Internationale Zivilluftfahrt-Organisation (ICAO). Sie legt den Grundstein für einen sicheren und kooperativen globalen Luftverkehr.

Massenreisen – 2015

Mit rund 41 Mio. Flügen weltweit und 1,4 Mrd. internationalen Touristen ist Reisen ein Massen Phänomen. Beliebte Reiseziele wie Venedig bekämpfen den Overtourism mit Massnahmen wie Eintrittspreisen.

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Masse

Reisen ist…

… Abenteuer und Wandel

Von den Entdeckungsreisen über Nordpolexpeditionen bis zur Erlebnissafari: Eine Sehnsucht nach dem Unbekannten treibt Reisende an.

… Selbsterfahrung und Sinnsuche

Ob auf einer religiösen Pilgerreise, einer tagelangen Bergwanderung oder beim Eintauchen in vollkommen andere Kulturen – jenseits vom Gewohnten erleben und erfinden wir uns neu.

… Lernen und Begegnung

Im kulturellen Austausch teilen wir Wissen. Und lernen, unsere eigene Welt aus einer anderen Perspektive zu sehen.

… Erholung und Heilung

In der Höhenklinik von früher oder im hippen Yoga-Retreat von heute suchen wir als Reisende mehr Wohlbefinden für Körper und Geist.
 

Oder, um es mit den Worten Goethes zu sagen: «Man reist ja nicht, um anzukommen, sondern um zu reisen.» In der Hoffnung, damals wie heute, dass uns das Glück unterwegs findet.

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