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Vom Pflug zum Algorithmus – 10’000 Jahre Fortschrit

Seit der Mensch den Pflug erfunden hat, will er die Welt verstehen – und verbessern. Jede Erfindung spiegelt diese Sehnsucht. Nun blicken wir in ihren glänzendsten Spiegel: die künstliche Intelligenz.
Der Pflug machte uns sesshaft, das Rad mobil, die Dampfmaschine schuf Fabriken, der Computer eröffnete das Informationszeitalter. Jede dieser Erfindungen verschob die Grenze menschlicher Möglichkeiten – und unser Selbstverständnis.
Nun steht mit der künstlichen Intelligenz eine Technologie im Raum, die nicht nur Kraft oder Information vermehrt, sondern auch Erkenntnis. Sie erkennt Muster, zieht Schlüsse und formuliert Antworten. Damit tritt sie als Mitspielerin in eine Rolle, die bisher uns Menschen vorbehalten war.
Warum jetzt
Dass der Durchbruch ausgerechnet jetzt gelingt, ist kein Zufall. Mehrere Entwicklungen greifen wie Zahnräder in einer Maschine ineinander. Die Rechenleistung ist explodiert: Spezialisierte Chips und weltweite Cloud-Infrastrukturen liefern die nötige Energie für moderne KI-Modelle. Gleichzeitig ist die Welt selbst zum Datensatz geworden – Wissenschaft, Wirtschaft und Kultur werden digitalisiert, analysiert und verwertet. Und neue Modellarchitekturen und Trainingsverfahren haben einen Sprung ermöglicht: KI erkennt nicht nur; sie generiert selbst: Sprache, Bilder und Code. Das Ergebnis ist eine Technologie, die so grundlegend ist wie Elektrizität oder das Internet – eine stille Revolution, die sich durch alle Lebensbereiche zieht.
KI ist mächtig, nicht weise
Damit beginnt ein neues Kapitel. Frühere Technologien ersetzten oder beschleunigten physische Arbeit. Heute automatisiert KI etwas, das lange als ureigen menschlich galt: Denken, Entscheiden und Schaffen. Wissensarbeit wird reproduzierbar – und damit zu einer Ressource, die kaum mehr kostet. Ganze Berufsbilder wandeln sich, die Arbeitsteilung muss neu verhandelt werden. Doch was kann KI wirklich – und wo liegen ihre Grenzen? Sie ist stark in der Mustererkennung, in der unermüdlichen Analyse und der konsistenten Ausführung. Aber sie versteht nicht, was sie tut. Sie erkennt Korrelationen, aber keine Bedeutung und kann plausible, aber falsche Antworten liefern. Zudem bleibt sie abhängig von ihrer physischen Grundlage: Chips, Energie, Wasser, Daten. KI kann Optionen vorschlagen, ja ganze Prozesse steuern. Doch die Verantwortung bleibt beim Menschen – oder sie bleibt nirgends.
0.5l
Wasser verbraucht eine ChatGPT-Anfrage.
35%
aller Onlinevideos werden bis 2035 von KI erzeugt.
90%
aller Onlinetexte werden bis 2026 von KI beeinflusst.
56%
ist der Anstieg KI-bezogener Datenschutz- und Sicherheitsvorfälle 2024.
61%
der Generation Z finden es angenehm, mit ChatGPT über Dinge zu sprechen, die sie Menschen nicht sagen würden.
2Bio.
USD soll das Marktvolumen für KI bis 2030 betragen.
37%
der Deutschen fühlen sich sicher im Umgang mit KI.
7%
aller Autorinnen und Autoren haben zugestimmt, dass KI mit ihren Werken trainiert wird.
Fortschritt und Furcht
In der Forschung ist längst von Superintelligenz die Rede, also von einer KI, die Menschen in allen kognitiven Bereichen übertrifft. Während einige Visionärinnen und Visionäre darin die nächste Evolutionsstufe des Wissens sehen, warnen andere wie Sam Altman, der Chef von OpenAI, vor den unkalkulierbaren Folgen einer zu mächtigen KI. Sicher ist nur: Fortschritt und Furcht lagen noch nie so nah beieinander. Wenn künstliche Intelligenz die Welt mitgestaltet, braucht es Spielregeln. KI-Systeme müssen nachvollziehbar bleiben, Menschen müssen die Kontrolle behalten, und ökologische Kosten müssen sichtbar werden. Entscheidend ist aber das Zusammenspiel: KI soll erweitern, nicht ersetzen – unterstützen, nicht entmündigen.
Die neue Kernkompetenz
Die vielleicht wichtigste Fähigkeit der kommenden Jahre ist nicht das Programmieren, sondern das Fragenstellen – die Kunst, Probleme so zu formulieren, dass KI sinnvoll antworten kann. Technologie bietet Möglichkeiten im Überfluss, doch Sinn, Richtung und Verantwortung liegen weiterhin beim Menschen.
Was bleibt menschlich?
KI erkennt Muster, aber keinen Sinn. Wir fühlen, was Daten nicht sehen: Staunen, Zweifel, Mitgefühl. Vielleicht ist das unsere grösste Intelligenz.


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