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Start-ups als Innovationsmotoren

Die Entstehung neuer Unternehmen und Innovationen gilt als Schlüsselfaktor für den technologischen, wirtschaftlichen und sozialen Fortschritt in einer Gesellschaft. Start-ups und Innovation sind eng miteinander verknüpft.

Mittels Innovationen verschaffen sich Jungunternehmen einen Wettbewerbsvorteil gegenüber ihren grösseren Konkurrenten. Das führt häufig zu Wettkämpfen im Markt, was bessere Produkte, Dienstleistungen und Preise für die Verbraucherinnen und Verbraucher zur Folge hat. Etablierte Akteure werden herausgefordert, wodurch die Effizienz in bestehenden Branchen gefördert, traditionelle Geschäftsmodelle aufgebrochen und der Fortschritt vorangetrieben werden.

Zudem sind Start-ups die Hoffnungsträger für den Schutz und Erhalt unseres Planeten. Mit den herkömmlichen Technologien und Praktiken wird es schwer, dem Klimawandel entgegenzutreten. Es braucht vielmehr neue, disruptive Lösungen, um den weltweiten CO2-Ausstoss bis 2050 auf Netto-Null zu limitieren. Mit Vergnügen stellen wir Ihnen drei solche Akteure vor.

Mit Luft-Proteinen zu Netto-Null

Das finnische Food-Tech-Start-up Solar Foods, 2017 gegründet, tritt an, um die weltweite Ernährungsversorgung zu revolutionieren, indem Nahrung losgelöst vom Landverbrauch erzeugt werden kann. Das Geschäftsmodell des Unternehmens basiert auf der Herstellung eines hochwertigen, nachhaltigen und klimafreundlichen Proteinprodukts, das quasi einzig Luft und Strom zur Herstellung benötigt.

Die proprietäre Technologie namens «Solein» verwendet einen Fermentationsprozess, der die Fotosynthese nachahmt. Dabei wird Biomasse mit Kohlendioxid, Wasser und Nährstoffen gezüchtet. Am Ende des Prozesses steht das Luft-Protein in Pulverform, das reich an essenziellen Aminosäuren ist. Das Solein-Pulver ist Zutat verschiedenster Nahrungsmittel, beispielsweise von Fleischersatz, Nudeln oder Brot.

Einer der Hauptvorteile: Der Produktionsprozess des Proteins erfolgt mit erneuerbaren Energiequellen, fruchtbare Ackerflächen oder Wasserressourcen werden nicht benötigt. Selbst unter Berücksichtigung des Platzbedarfs der für die Energieerzeugung verwendeten Solarzellen benötigt Solar Foods nur einen Zehntel der Landfläche, welche für die gleiche Menge an Proteinen aus Soja benötigt wird. Der Clou am Ganzen: Das nachhaltige Proteinpulver nutzt das klimaschädliche CO2 selbst als Rohstoff und trägt damit doppelt zur Erreichung der Netto-Null-Ziele bei.

Das graue Baustoff-Fossil wird klimaverträglicher

Bereits im 3. Jahrhundert v. Chr. stellten römische Ingenieure Caementum aus verbranntem Kalkstein und Vulkanasche her. Zwei Jahrtausende später machen wir es immer noch gleich. Allerdings verbraucht die Menschheit heute weltweit ca. 30 Milliarden Tonnen Beton pro Jahr. Dabei entsteht pro Tonne Zement mehr als eine halbe Tonne Kohlendioxid, wodurch die Zementherstellung heute etwa 8 Prozent der gesamten CO2-Emissionen ausmacht.

Ein Grossteil des klimaschädlichen CO2 entsteht bei der Trocknung des Kalksteins. Die Industrie kann ihre schlechte Klimabilanz daher auch durch den Einsatz erneuerbarer Energien nicht ausgleichen. Nebst neuen Bautechnologien (3-D-Druck), Ersatzstoffen (Holz) und effizienterem Beton rücken vor allem die Abscheidung und Speicherung von CO2 in den Fokus. Aktuell gibt es mindestens ein halbes Dutzend Start-up-Unternehmen, die darauf abzielen, Beton zu einem bedeutenden Speicher für atmosphärisches CO2 zu machen.

Eines der etabliertesten Start-ups ist das kanadische Unternehmen Carbon Cure, das bereits mehr als 700 Systeme zur Installation in Betonwerken weltweit verkauft hat. Diese injizieren aus industriellen Quellen abgeschiedenes CO2 in Betonmischungen. Dabei wird das CO2 dauerhaft in Form von festen Calciumcarbonat-Nanokristallen gebunden, welche zudem die Festigkeit des Betons erhöhen und so den Zementanteil reduzieren. Insgesamt verbessert sich die CO2- Bilanz des grauen Baustoffs so um rund 10%. Das Ziel von Carbon Cure: jährlich 500 Millionen Tonnen CO2 einsparen. Auch die Techriesen Microsoft und Amazon haben das Potenzial der Technologie erkannt und zählen zu den Aktionären des Unternehmens.

Kürzlich haben wir einen Artikel veröffentlicht, der Netto-Null und den Markt für CO2-arme Baustoffe beleuchtet. Startups spielen hierbei eine wachsende Rolle, indem sie innovative, klimafreundliche Materialien und Technologien entwickeln. Hier klicken, um zum Artikel zu gelangen.

Drastische Reduzierungen

Blue Planet Systems in Kalifornen ist entschlossen, noch viel drastischere Reduzierungen zu ermöglichen. Dabei richtet das Unternehmen sein Augenmerk nicht auf den Zementanteil, sondern auf die Füllstoffe (Sand oder Kies), die den grössten Teil des Betonvolumens ausmachen. Das Verfahren beginnt mit einem beliebigen kalziumreichen Abfallprodukt wie Betonschutt von einer Abbruchstelle, das in einer eigenentwickelten «Auffanglösung» getränkt wird. Danach wird das Material direkt einer beliebigen Emissionsquelle wie dem austretenden Rauchgas eines Zementofens, Kraftwerks oder Stahlwerks ausgesetzt. Dabei zieht die Lösung das CO2 direkt aus dem Rauchgas und bindet es. Das Endergebnis ist ein Granulat, das zu 44 Prozent aus Calciumcarbonat besteht. Dieses findet als Füllstoff Verwendung und ermöglicht damit einen Beton, der mindestens gleich viel Kohlendioxid gebunden hat, wie für seine Herstellung aufgewendet wurde — 670 Kilogramm pro Kubikmeter.

Spannende Fakten zu Start-ups

Von Frauen geführte Start-ups sind im Start-up-Ökosystem weiterhin unterrepräsentiert. 2020 gingen gerade einmal 2.3 % der Risikokapitalfinanzierung an von Frauen gegründete Start-ups.

Weltweit gibt es schätzungsweise 500 Mio. Unternehmer:innen und 100 Mio. Start-ups.

Technologie ist die beliebteste Branche für Start-ups (38%), gefolgt von Gesundheit (15%), Finanzen (11%) sowie Energie & Umwelt (10%).

Auch Europa hat eine florierende Start-up Szene, wobei London, Berlin und Paris zu den Top-Start-up-Hubs gehören.

Pro Jahr werden weltweit rund USD 300 Mia. in Start-ups investiert.

Im Jahr 2022 befanden sich die meisten Einhörner (Start-ups mit einer Bewertung von über 1 Milliarde US-Dollar) in den USA (865), gefolgt von China (224) und Indien (108).

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