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«Aufbau einer effizienten Welt» – Interview mit Bertrand Piccard

Der Schweizer Entdecker und Gründer der Solar Impulse Foundation Bertrand Piccard flog als erster mit einem Solarflugzeug um die Welt. Er ist Vater dreier Töchter, UNO-Sonderbotschafter, Sonderberater der Europäischen Kommission und Autor diverser Bücher. Er stellt sich unseren Fragen.

Für unterwegs das Interview als Podcast (Original in englisch). Viel Spass beim Reinhören!

Zum Nachlesen das Interview hier in voller Länge (deutsche Übersetzung).

Unsere Welt ist im Umbruch, insbesondere im Bereich der Energieversorgung. Denn die Energie ist knapp und die Preise steigen. Auch Sie hatten eine Art «Energieknappheit» bei Ihrem Flug um die Welt mit Solar Impulse. Wie beurteilen Sie die aktuelle Situation in diesem Kontext?

Das ist ein sehr passender Vergleich. Als ich das Projekt «Solar Impulse» ins Leben rief, sagten mir Luftfahrtexperten, dass es unmöglich sei, da die Sonne nicht genug Energie liefere, damit das Flugzeug Tag und Nacht fliegt. Und genau das ist das Paradigma unserer Welt. Es geht immer um die Produktion: Wenn wir nicht genug produzieren können, werden Dinge nicht funktionieren. Dabei sollte es genau andersherum sein. Wenn wir eine Knappheit haben, dann müssen wir eben sparen, weniger verbrauchen und, statt mehr zu produzieren, effizienter werden. Und genau das haben wir mit Solar Impulse gemacht. Wir kamen mit der zur Verfügung stehenden Sonnenenergie aus, da wir ein Flugzeug entworfen haben, das entsprechend effizient war.

Und was bedeutet das bezogen auf unsere aktuelle Situation? Was lernen wir beispielsweise aus dem Krieg in der Ukraine?

Es kommt weniger Gas bzw. weniger Öl aus Russland und unsere erste Reaktion ist, verzweifelt nach anderen Lieferanten zu suchen, anstatt zu sagen: «Lasst uns effizient sein, lasst uns sparen, lasst uns aufhören, Energie mit veralteter und ineffizienter Infrastruktur zu verschwenden.» Bei der Nahrungsmittelkrise ist es dasselbe. Die Hälfte der weltweit produzierten Lebensmittel geht zwischen Produktion und Verbrauch verloren. Unsere Welt ist verschwenderisch.

Sie meinen also, das Angebot würde ausreichen, wenn wir die existierenden Technologien richtig einsetzen würden und somit effizienter wären?

Ganz genau. Wir verschwenden drei Viertel der Energie, die wir produzieren, und der Grund dafür ist, dass unsere Prozesse und Systeme ineffizient sind. Thermische Motoren haben einen Wirkungsgrad von 27 %. Bei den Elektromotoren von Solar Impulse lag dieser Wert bei 97 %. Es ist überall dasselbe. Heizungsanlagen sind eine Katastrophe. Glühlampen haben einen Wirkungsgrad von 5 % im Vergleich zu den neuen LED-Lampen mit 95 %. Wir müssen weder das Wirtschaftswachstum noch unsere Lebensqualität opfern. Wenn wir unsere gesamte Infrastruktur ersetzen und modernisieren, ist die Produktion, die wir heute haben, mehr als ausreichend, sogar zu viel. Wir könnten durch Effizienz den Verbrauch reduzieren. Das ist nicht nur gut für die Umwelt, sondern auch für die Gewinnspannen. Für diese Effizienzsteigerung zahlen sich die Anfangsinvestitionen rasch aus. Aus wirtschaftlicher Sicht hätten wir ein BIP, das nicht an die Konsummenge gebunden wäre, sondern an die Effizienz. Umweltschutz ist eine neue Geschäftschance.

Die Solar Impulse scheint sich zu einer breiten Bewegung entwickelt zu haben. Welche Projekte unterstützen Sie?

Das erste Projekt von Solar Impulse war die Umrundung der Welt in einem solarbetriebenen Flugzeug. Damit wollten wir beweisen, dass neue Technologien und sauberer Energie auch unmögliche Ziele erreichen können. Die verschaffte uns Glaubwürdigkeit und Einfluss.

Auch bei der zweiten Idee, mehr als tausend wirtschaftlich rentable Lösungen für den Umweltschutz zu finden, sagten mir anfangs viele Menschen, dass dies unmöglich sei. Genau das mag ich. Denn bei unmöglichen Herausforderungen schliessen sich einem nur qualifizierte Personen mit Pioniergeist an, die von der Idee begeistert und überzeugt sind, es zu schaffen. Und genau das passiert. Im April 2021 erreichten wir unser Ziel von tausend Lösungen. Heute sind wir bereits über1’400, die von insgesamt 370 Experten bewertet wurden. Rentable und ökologische Lösungen erhalten das «Solar Impulse»-Gütesiegel. Zurzeit liegt unser Fokus bei der Förderung der Lösungen, die wir den Regierungen, Staatsoberhäuptern, Regionen, Städten und Unternehmen vorstellen. Denn jetzt geht es darum, Lösungen auf allen Ebenen umzusetzen.

Das Gütesigel verhilft anscheinend Unternehmen, einfacher Talente zu finden. War Ihnen das bewusst?

Nein. Aber es freut mich sehr, das zu hören. Bisher habe ich von den Innovatoren nur erfahren, dass die Glaubwürdigkeit des Gütesiegels die Vermarktung bei Investoren und Kunden ankurbelt. Dank dieses Effekts können wir die Innovatoren noch besser unterstützen und unser Programm stärker vorantreiben.

Das Programm umfasst verschiedene Sektoren. In welchen Sektoren können die besten Resultate erzielt werden?

Ich würde sagen im Bauwesen. Den meisten ist nicht bewusst, dass Neubauten energie- und CO2-neutral sein können. Es gibt annähernd CO2-freien Zement und Beton aus Abbruchabfällen. Somit können Gebäude energieneutral isoliert werden. Wärmepumpen verbrauchen drei- bis viermal weniger Energie als ein konventionelles Heiz- oder Kühlsystem. Das sind Dinge, die wir umgehend umsetzen müssen. Wenn man die 2.5 Milliarden Menschen unterbringen will, die bis 2050 in Städten leben werden, muss man alle vier Monate eine Stadt in der Grösse von Manhattan bauen. Das mag unglaublich erscheinen, ist aber wahr. Wenn man ineffizient baut, mit schlechter Isolierung und veralteten Heizsystemen, ist man für 50 Jahre an diesen Stand gebunden.

Das andere Thema ist Energie. Wie oft hört man, dass wir unseren Energiebedarf niemals mit erneuerbaren Energien decken können. Wenn man jedoch energieeffiziente Systeme einführt, kann man das sehr wohl. Solarenergie ist heute die billigste Energie der Welt, aber nicht nur Solarenergie hilft, sondern auch Wind, Biomasse, Wasserkraft und Geothermie. Man kann kleine Wasserturbinen in Flüsse einbauen, ohne einen Damm zu errichten. Und man kann Wärme mit geothermischen Brunnen speichern. All diese Dinge sind nicht nur fast CO2-neutral, sondern, eröffnen neue Geschäftschancen.

Können Sie Projekte nennen, die viel Potenzial aufweisen?

Celsius Energy bohrt in Städten zehn schräge Löcher und schliesst Wärmepumpen an. Und zwar nicht für einzelne Häuser, sondern für riesige Gebäude. Damit sinken die Energiekosten auf ein Drittel des ursprünglichen Werts, was sich bei der Vorabinvestition auszahlt. Ein weiteres Beispiel ist ein Projekt, das nicht recyclingfähigen Hausmüll sammelt und diesen in Bausteine oder Kies umwandelt. Ein drittes Projekt ist das der Firma Eco-Tech Ceram. Das mag ich besonders, weil es nicht Hightech ist, sondern nur gesunden Menschenverstand braucht. Sie gewinnen und nutzen die Wärme aus Fabrikschornsteinen. Somit können der CO2-Ausstoss minimiert und die Energiekosten der Fabrik um bis zu 40 % reduziert werden.

Freilich gibt es kein Patentrezept –, respektive keine Lösung, die alles verändern kann. Aber viele Lösungen können das. An dieser Stelle erwähne ich gerne die Piranha-Theorie. Denn, wenn man von einem Piranha gebissen wird, spürt man es kaum. Wird man allerdings von 1’404 Piranhas gleichzeitig angegriffen, ist man innerhalb von drei Minuten ein Skelett. Und genau das streben wir mit all diesen Lösungen an. Jede Lösung verringert die Umweltverschmutzung und den CO2-Ausstoss ein bisschen, was uns schlussendlich zu einer modernen, effizienten und sauberen Welt verhilft.

Unsere Welt scheint wegen der geopolitischen Konflikte und der schwierigen konjunkturellen Situation an einem Wendepunkt zu stehen. Welche Auswirkungen hat dieser auf die Unternehmen in Ihrer Stiftung?

Vor allem auf Kleingeister, die weitermachen wollen und wie immer für Öl und Gas kämpfen, wird sich das negativ auswirken. Für Menschen in der Stiftung ist dies hingegen ein grossartiger Anreiz. Der steigende Preis und die begrenzte Verfügbarkeit der fossilen Brennstoffe bieten uns die einmalige Gelegenheit, Energie effizienter zu nutzen und erneuerbare Energie stärker zu fördern. Natürlich müssen wir die Menschen sensibilisieren und ihnen die Chancen aufzeigen, die sich ihnen eröffnen. Denen sage ich: «Ärgert euch doch nicht über weniger russisches Gas, sondern freut euch über Lösungen, die viel billiger sind.» Man muss handeln. Indem man beispielsweise in der Schweiz Staumauern erhöht, um mehr Wasserkraft zu produzieren. Und die Schweiz kann es sich nicht leisten, wegen möglicher Verschandelung der Landschaft auf die Staumauererhöhung zu verzichten, wie das grüne Politiker und Naturschützer fordern. Denn es geht nicht um die Landschaft, sondern um das Überleben der Menschheit.

Im Grunde muss man überall Energie erzeugen, wo man kann. Dafür braucht es keine technologische Revolution, denn die Technologie existiert bereits. Die Revolution muss im Kopf geschehen und im Verhalten. Als Psychiater weiss ich, wie schwierig es ist, die Einstellung der Menschen zu ändern. Drohungen greifen da nicht. Man muss die Menschen dazu motivieren, sich zu verbessern, indem sie in der Veränderung eine Chance sehen. Die Modernisierung muss für sie ein Anreiz sein. Und wenn sich nur grüne Aktivisten dafür einsetzen, dann erzeugt das Widerstand, weil ihnen nicht jeder vertraut. Wenn man jedoch Fachkräfte aus der Finanzwelt hat, Akteure der Industrie und Ökonomen die gleiche Botschaft verbreiten, ist das wirksam. Sie können sich gar nicht vorstellen, welche Wirkung das auf Menschen hat, wenn Sie bei Globalance über nachhaltige Investitionen sprechen.

Noch vor 20 Jahren gab es keine sauberen Unternehmen, in die man investieren konnte. Das ist heute anders. Selbst die schmutzigsten Unternehmen werden jetzt effizienter und sauberer. Sie tun es, weil sie ihren Kindern eine bessere Welt hinterlassen wollen oder weil sie sonst in fünf oder zehn Jahren nicht mehr wettbewerbsfähig sein werden.

Heute sind diese neuen Technologien profitabel, trendy und sogar sexy. Die Gastgeber zeigen ihren Gästen nicht mehr ihren eigenen Pool, sondern ihre Wärmepumpen oder Sonnenkollektoren. Und diese sind doch viel interessanter!

Mit Ihrer Stiftung Solar Impulse haben Sie sich über 1’500 Unternehmen mit neuen Geschäftsideen unterstützt. Ihr Ziel waren 1’000 Lösungen. Was ist Ihr nächstes Ziel?

Wir werden auch weiterhin neue Lösungen unterstützen, denn wir erhalten ständig neue Ideen und Konzepte von Unternehmen. Aber wir haben kein bestimmtes Ziel, sondern setzen einfach die besten Lösungen um. So haben wir beispielsweise im französischen Parlament 50 rechtliche Empfehlungen eingereicht, damit die 50 besten französischen Lösungen auf den Markt kommen.

Zudem möchte ich mit einem Wasserstoffflugzeug die Welt umrunden. Mit einem 150 Meter langen, vollständig solar-betriebenen, absolut sauberen Solar-Zeppelin. Es wird eine lange Reise sein, auf der ich mit Schulen, Universitäten, Regierungen und grossen Unternehmen sprechen und dort die Botschaft verbreiten will, wie wichtig es ist, neue Denk- und Handlungsweisen zu erforschen, um die Umwelt zu schützen.

Bei den Autos haben wir grosse Fortschritte gemacht. In der Luftfahrt scheint noch ein langer Weg vor uns zu liegen. Sind Sie optimistisch, dass sich die Transformation dort auch durchsetzen wird?

In der Luftfahrt ist es schwieriger, viel schwieriger, Kerosin durch Strom zu ersetzen, weil Batterien 15- bis 30-mal schwerer sind als die fossile Energie. Aber lassen Sie uns eines klarstellen: Der Luftverkehr macht nur 2.5 % der weltweiten CO2-Emissionen aus. Wir sollten uns also nicht nur auf die Luftfahrt konzentrieren, sondern auf andere Bereiche, die höhere CO2-Emissionen aufweisen, wie Textilien mit 7 %, Autos mit 15 %, Bau und Wohnen in Gebäuden mit 40 %. Hier gibt es viel Spielraum für Verbesserungen.

Airbus arbeitet an einem Wasserstoffflugzeug für 2035. Und ich bin mir sicher, dass das Unternehmen erfolgreich sein wird, denn es ist brillant. Trotzdem; Die Luftfahrt könnte bereits heute 20 % effizienter sein. Wenn die Flugrouten direkter wären, der Sinkflug konstanter verlaufen würde und wenn während des Stromtankens am Flughafen die Hilfstriebwerke abgeschaltet wären. Es gibt viele Dinge, die heute getan werden könnten, aber einfach ist das nicht. Flugverkehrskontrollen wollen ihre Gewohnheiten und ihre Abläufe nicht ändern. Das ist überall so. Vielleicht ist der Ansatz für die Luftfahrt etwas technologisch, aber grundsätzlich geht es darum, die Einstellung und die alten Gewohnheiten zu ändern.

Trotz aller technischen Fortschritte verlieren wir immer noch Zeit. Wie können wir eine nachhaltige Transformation erreichen? Wo sind die Hebel?

In der Vergangenheit gab es keine Lösungen. Dann kamen die ersten, aber diese waren zu teuer. Was ich mit der Solar Impulse Stiftung beweisen konnte, ist, dass es heute mehr als 1’000 Lösungen gibt, die ökologisch und wirtschaftlich sind. Und ich dachte, das sei genug. Aber wir müssen unter anderem die rechtlichen Rahmenbedingungen ändern, auf denen die alten Infrastrukturen basieren. Heute darf jeder so viel CO2 in die Atmosphäre ausstossen, wie er möchte. Grosse Emittenten sagen: «Sie bezichtigen uns der Verschmutzung, aber wir erfüllen die Normen und halten die gesetzlichen Vorschriften ein. Was wir tun, ist legal.» Das muss sich ändern. Wir brauchen Anreize, die Innovationen und neue Konzepte marktfähig machen. Im öffentlichen Auftragswesen beispielsweise lassen viele Länder keine neuen, innovativen Systeme zu, weil sie die Systeme nicht kennen und die Gewohnheiten der Beteiligten nicht ändern wollen. Stattdessen verwenden sie etablierte Technologien, die alt und ineffizient sind.

Wir müssen beginnen, die Gesamtbetriebskosten in Betracht zu ziehen und nicht nur die Vorabinvestitionen. Denn beim Kauf eines Dieselbusses oder eines schlecht gebauten Hauses beispielsweise kommen Sie günstiger davon als beim Erwerb eines Elektrobusses oder eines gut isolierten Hauses. Doch dank des sauberen und effizienten Systems können die Investitionen rasch amortisiert werden. Aus diesem Grund muss bei der Erteilung von öffentlichen und privaten Aufträgen ein Umdenken stattfinden. Wenn uns das gelingt, sparen wir Ressourcen und Geld.

Die rechtlichen Rahmenbedingungen müssen sich also ändern. Wo steht Europa diesbezüglich im Vergleich zu Asien oder Nordamerika?

In Nordamerika ist dieses Thema hochpolitisch. Es wird dogmatisiert. Wenn man dort an den Klimawandel oder den Umweltschutz glaubt, gilt man als Demokrat. Wenn nicht, ist man ein Republikaner. Das Problem ist, dass die Wissenschaft weit über politische Parteien hinausgeht. In Europa hingegen werden die Mitglieder der Europäischen Kommission nicht direkt von der Bevölkerung gewählt. Folglich sind die europäischen Kommissare freier, ehrgeizige Reformen einzuleiten. Einige dieser Reformen sind interessant wie beispielsweise der «Green Deal». Bei diesem wird der wirtschaftliche Aufschwung genutzt, um neue, saubere Technologien zu fördern. Der «Green Deal» ist zwar nicht perfekt, aber er hilft, alte Gewohnheiten zu ändern.

Ein Umdenken aller scheint schwierig zu sein. Glauben Sie, dass jeder Einzelne Teil der Lösung sein kann?

Absolut, auf allen Ebenen. Dazu ein kleines Beispiel. Wenn man sein Gebäude im Winter auf 20 statt 25 Grad heizt, ist das nicht nur gesünder, sondern man spart das 40 % der Energiekosten und reduziert die CO2-Emissionen um 40 %. Wir müssen umdenken, aber auf eine positive Art. Wir verlangen von niemandem, Opfer zu bringen. Wir fordern die Menschen nicht auf, Kompromisse bei ihrem Wohlbefinden zu machen – nein, wir zeigen ihnen auf, wie sie eine bessere Lebensqualität mit höherer Kaufkraft haben können, indem sie Geld sparen und gleichzeitig die Umwelt schützen. Das ist eine fantastische Vision, die wir gern mit ihnen teilen. Wir müssen ihnen zeigen, dass es dafür so viele Anreize gibt. Für mich ist die Perspektive aufregend, ja, wirklich aufregend und überhaupt nicht bedrohlich. Und es ist logisch. Wir müssen es einfach umsetzen, das sagt uns der gesunde Menschenverstand.

Sie sind Vater von drei Töchtern. Wie wird die Welt in 20, 30 Jahren für sie aussehen?

Es gibt dafür mehrere Szenarien. Wenn wir nichts ändern, bezahlen wir das mit einer miserablen Lebensqualität. Ganz schlimm. Mit Hitzewellen, Dürren, Überschwemmungen, mit Tropenkrankheiten in Europa und Naturkatastrophen. Mit Millionen, Hunderten Millionen von Klimaflüchtlingen. Das könnte wirklich zu einem Albtraum werden.

Oder wir tun, was wir tun müssen, und zwar nicht erst morgen, sondern jetzt. Wir werden effizienter, engagieren uns für eine Kreislaufwirtschaft, für erneuerbare Energien und stoppen die grosse Verschwendung. Nur so können wir den Schaden begrenzen. Ich glaube nicht, dass wir mehr erreichen können als eine Temperaturerhöhung um 1.5 Grad. Eine solche Erhöhung ist zwar nicht gut ist, wird aber das Leben auf der Erde nicht zerstören. Und das sollte unser Ziel sein.

Ich bin mir nicht sicher, welches Szenario uns ereilen wird. Die Kluft zwischen dem, was wir tun, und dem, was wir tun sollten, wächst täglich. Wenn wir so weitermachen wie bisher, enden wir in einer Katastrophe. Wenn wir die Lösungen aber umsetzen, werden unsere Kinder eine einigermassen gute Lebensqualität haben.

Wenn Ihnen eine gute Fee einen Wunsch erfüllen könnte, was würden Sie sich wünschen?
Wenn es eine wirklich gute Fee ist, würde ich sie bitten, die Menschen weiser zu machen. Das wäre sehr nützlich. Wenn es eine Fee ist, die keine Wunder vollbringen kann, würde ich sie bitten, die Politiker dazu zu drängen, rechtliche Rahmenbedingungen zu modernisieren, um Bedürfnisse zu generieren, die neue Lösungen hervorbringen. Innovationen müssen häufig vorangetrieben werden. Wir fördern diese mit Zuschüssen, Inkubatoren, Präsentationen. Dazu braucht es Rahmenbedingungen. Denn was würde passieren, wenn wir Vorgaben mit neuen Standards hätten, die mehr Sauberkeit und Effizienz schaffen? Dann würden all diese Innovationen automatisch auf den Markt kommen und für jedermann zugänglich werden. Das ist ein vernünftiger Wunsch, den ich äussern kann.