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Globalance Anlageperspektiven – Ausblick 2. Halbjahr 2025

Globale Kapitalströme im Wandel

Die USA verlieren zunehmend ihre Rolle als alleiniger Wachstumsmotor der Weltwirtschaft, somit erwarten wir für das zweite Halbjahr 2025 eine Abschwächung der konjunkturellen Dynamik. In unserem Basisszenario bleibt Donald Trumps harte Zollrhetorik weitgehend symbolisch, doch die damit angestossenen Verhandlungen verlaufen zäh und zeigen bislang wenig Wirkung. Zwar mehren sich vereinzelt positive Signale, doch die effektiven US-Zölle erwarten wir höher als noch am Anfang des Jahres, und die wirtschaftlichen Turbulenzen rund um den «Liberation Day» hinterlassen spürbare Spuren. Enttäuschende Konjunkturdaten in den kommenden Monaten erscheinen daher wahrscheinlich. Die US-Notenbank agiert angesichts des inflationsfördernden Zolldrucks zurückhaltend bei weiteren Zinsschritten, wenngleich wir bis Jahresende mit einem leicht tieferen US-Leitzins rechnen. Unternehmen bleiben bei Investitionen und Neueinstellungen vorsichtig, was das Wachstum zusätzlich dämpft.

Europa vor einem Aufschwung, Asien stabilisiert
Europa geht mit einer wachstumsfreundlichen Reformagenda in die zweite Jahreshälfte. Wir erwarten Investitionsausgaben und mehrere Zinssenkungen bis Ende Jahr. In der Schweiz besteht das Risiko, dass die Schweizer Nationalbank angesichts der Deflation die Zinsen auf ein negatives Niveau senkt. In Asien, besonders in China, bleiben Handelsfragen ein Unsicherheitsfaktor, fiskalpolitische Impulse wirken hingegen stabilisierend.

Robuste Vermögensallokation gewinnt an Bedeutung
Auch in der zweiten Jahreshälfte bleibt das Marktumfeld anspruchsvoll, eine breit diversifizierte und vorausschauende Vermögensallokation wird wichtiger. Wir setzen konsequent auf eine ausgewogene Streuung über Anlageklassen, Regionen und Sektoren — fokussiert auf Unternehmen mit robusten Geschäftsmodellen und stabilen Erträgen auch in Phasen nachlassenden Wachstums.

Anlagestrategie bleibt global
Dank unserer global ausgerichteten Anlagephilosophie nutzen wir ein breites Investitionsuniversum und investieren weltweit in die innovativsten und zukunftsfähigsten Unternehmen. Zukunftsthemen wie Digitalisierung und künstliche Intelligenz (KI) sind weiterhin stark in den USA verankert. Gleichzeitig investieren wir weiterhin gezielt in europäische und asiatische Aktien — beispielsweise in Megatrends wie Gesundheit und Wissensgesellschaft. So tragen wir den veränderten Kapitalflüssen und regionalen Wachstumstrends Rechnung.

Anlagepolitik für das dritte Quartal 2025
Angesichts der aktuellen Entwicklungen und möglichen Szenarien reduzierten wir die Risiken und stärkten die Robustheit im zweiten Quartal und halten auch fürs dritte Quartal an dieser Positionierung fest. Dies bedeutet unter anderem ein leichtes Untergewichten der Aktienquote aufgrund der gestiegenen Bewertungen seit den April-Tiefständen sowie der anhaltenden handelspolitischen Unsicherheit.

Die Grafik zeigt unsere Positionierung im ersten Quartal 2025, ausgerichtet auf stabiles Wachstum und eine rückläufige Inflation. Die geopolitische Lage unter Präsident Trump hat den Konjunkturausblick grundlegend verändert. Wir erwarten nun eine globale Wachstumsverlangsamung bei gleichzeitig moderat steigender Inflation, getrieben vor allem durch die USA. Europa und Asien zeigen gegenläufige Entwicklungen.

Anleihen: Zurückhaltung bei US-Anleihen — Chancen in Europa
Die ansteigende US-Staatsverschuldung belastet den langfristigen Ausblick für US-Staatsanleihen. Deutlich positiver sehen wir europäische Staatsanleihen: Solide Staatshaushalte und mögliche Handelsverlagerungen aus den USA begünstigen deflationäre Tendenzen und sinkende Zinsen. Hier bevorzugen wir hochwertige europäische Staatsanleihen mit mittleren Laufzeiten — idealerweise über Green Bonds. Globale Unternehmensanleihen, besonders jene mit niedrigerem Rating, schätzen wir als nicht attraktiv ein. Die Risikoaufschläge stehen kaum im Verhältnis zum Risiko eines Wirtschaftsabschwungs. Schwellenländeranleihen bieten attraktive Renditen und wertvolle Diversifikation.

Tief korrelierte Anlagen: Anker in unsicheren Zeiten
Unsere Investitionen in Versicherungsverbriefungen, Mikrofinanzierungen und Prämienstrategien bleiben breit diversifiziert und übergewichtet. Dies ist angesichts ihrer stabilen Ertragsprofile und der geringen Sensitivität gegenüber Zins- und Aktienmärkten weiterhin sinnvoll.

Aktien: Globale Chancen durch Megatrends
Nach einem sehr volatilen ersten Halbjahr notieren die globalen Aktienmärkte aktuell knapp unter ihren früheren Höchstständen. Höhere Zölle belasten die Unternehmensgewinne weiterhin, doch investorenfreundliche Massnahmen wie Zinssenkungen und Deregulierung könnten dem in der zweiten Jahreshälfte 2025 entgegenwirken. Anhaltende Unsicherheit und Marktschwankungen bleiben dennoch wahrscheinlich.

Klar ist: Unternehmen mit zukunftsfähigen Geschäftsmodellen und Technologien — etwa in die Automatisierungstechnik oder im energieeffizienten Bauen — behaupten sich gerade in unsicheren Zeiten durch stärkere Preissetzungskraft und Produktdifferenzierung. Beim Megatrend Digitalisierung setzen wir weiterhin auf innovationsstarke US-Unternehmen. Wir sind überzeugt, dass KI die Produktivität branchenübergreifend steigert. Die führende Rolle der USA zeigt sich dabei klar in der Höhe der Investitionen und der Vielzahl entwickelter KI-Modelle.

Realwerte: Gold als krisenresistenter Baustein
Im Bereich der Realwerte halten wir an unserer 5-Prozent-Allokation in Gold fest. Des Weiteren bieten Privatmarktanlagen und grüne Infrastruktur attraktive Renditen. Rohstoffe sind in unseren Portfolios nicht enthalten.

Fazit

USA mit Wachstumsabschwächung, Europa mit etwas mehr Dynamik dank Investitionsprogrammen

An die neue Weltordnung angepasste und robustere Portfolios dank Risikoreduktion bei Aktien, Gewinnmitnahmen bei Anleihen und Erhöhen der tief korrelierten Anlagen

Chancen bei europäischen Green Bonds von Staaten

Hohe Goldquote als Risikopuffer

Globale Aktien mit Fokus auf Megatrends wie Digitalisierung und Beimischen von europäischen und asiatischen Zukunftbewegern in Wachstumsthemen wie Gesundheit, Urbanisierung und Wissensgesellschaft

Interview

Chancen in einer Welt im Umbruch

Susanne Kundert, Leiterin Anlagen, über Zukunftschancen in einem herausfordernden Umfeld

Susanne Kundert ist seit April 2024 Mitglied der Geschäftsleitung der Globalance Bank und verantwortet den Anlagenbereich. Sie verfügt über mehr als 20 Jahre Erfahrung in der Vermögensverwaltung, davon 15 Jahre im Bereich nachhaltiger Anlagelösungen.

Was bedeutet die Entwicklung in den USA aus Anlagesicht?
Was hat sich in den letzten Monaten an Ihrer Anlagestrategie verändert?

Der politische Kurswechsel in den USA führte zu geopolitischer Unsicherheit, steigenden Inflationserwartungen und Kapitalabflüssen. Im Vergleich zum 1. Quartal fällt unser aktueller Ausblick deutlich vorsichtiger aus: Trumps Zollpolitik schürt Unsicherheit, bremst das Konsumentenvertrauen und die Investitionen von Unternehmen. Bereits vor dem «Liberation Day» haben wir deshalb Aktien leicht reduziert und die Robustheit der Portfolios erhöht durch Zukauf von Prämienstrategien und Gold.

Was bedeutet die geopolitische Veränderung mittel- und längerfristig für Anlegerinnen und Anleger?
Die geopolitische Fragmentierung, Handelskonflikte und der Rückgang internationaler Kooperationen verringern die globale Effizienz und verschieben Finanzströme. Das Vertrauen in US-Dollar und US-Staatsanleihen schwindet, auch wegen der wachsenden US-Staatsverschuldung. Kapital sucht zunehmend stabilere Regionen. Für Anlegerinnen und Anleger gilt: Globale Diversifikation, Währungsabsicherung und Alternativen wie Gold oder europäische Greenbonds mit mittleren Laufzeiten stärken die Portfoliorobustheit.

Welches sind die spannendsten Zukunftsthemen, und wie setzt das Portfolio diese um?
Der demografische Wandel macht das Thema Gesundheit zu einem strukturellen Wachstumsthema — weitgehend unabhängig von Konjunkturzyklen oder handelspolitischen Entwicklungen. Gezielte Investitionen fliessen in Bereiche wie Diabetes-, Adipositas- und personalisierte Medizin. Besonders gefragt sind innovative Therapien gegen altersbedingte Erkrankungen. Beispielsweise Vertex Pharmaceuticals, ein Biotechnologieunternehmen, das auf Gentherapie und seltene Krankheiten spezialisiert ist. In der Wissensgesellschaft gewinnt die Online-Bildung durch die fortschreitende Digitalisierung zunehmend an Bedeutung und etabliert sich als attraktive Alternative zum Präsenzunterricht. Stride, Inc. ist ein technologieorientiertes Bildungsunternehmen mit KI-gestützten, personalisierten Lernlösungen. Es wächst überdurchschnittlich — und ist unabhängig von Zollthemen.

Wie kann sich die Digitalisierung und KI positiv auf unseren Planeten auswirken?
Es gibt verschiedenste Anwendungsbeispiele: In der Präzisionslandwirtschaft analysieren KI-Drohnen Felder und ermöglichen eine gezielte Bewirtschaftung — mit bis zu 40 Prozent weniger Pestiziden, 30 Prozent weniger Wasser und 20 Prozent mehr Ertrag. Auch bei Gebäuden optimiert KI den Energieverbrauch, wie etwa im Empire State Building, das seinen Energiebedarf so um 38 Prozent gesenkt hat. Die künstliche Intelligenz wird die Dekarbonisierung beschleunigen und ist ein interessantes Anlagethema.

Investieren Sie in China? Wenn ja: in welche Anlagen?
Von der Innovationsseite bietet China viele gute Chancen. Aber oft erhalten wir zu wenig Transparenz, um eine Anlage wie in der westlichen Welt zu beurteilen. Nichtfinanzielle Daten sind selten publiziert. Oder es besteht eine zu enge Verbindung zum chinesischen Staat, was ein Risiko darstellt. Deshalb sind wir in China sehr selektiv und investieren in Firmen mit Zukunftsthemen wie Elektromobilität (BYD) oder Digitalisierung.

Welche Folgen hat die Trump-Politik für erneuerbare Energien?
Donald Trump will zentrale Bestandteile des Investitionsprogramms «Inflation Reduction Act» streichen, etwa Steuervorteile für E-Autos und Zuschüsse für erneuerbare Energien. Wir sehen aber, dass viele Unternehmen über die Amtszeit Trumps hinaus planen. Sie bereiten sich auf eine weitere Dekarbonisierung vor und sichern sich langfristige Stromverträge, so beispielsweise die grossen Technologieunternehmen. In der Öffentlichkeit treten sie jedoch zurückhaltender auf, etwa indem sie keine konkreten Klimaziele kommunizieren.

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