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Dekarbonisierung der Wirtschaft

Ein schmales Grad

1.5 °C! Dieser Grenzwert schallt bereits seit fünf Jahren als dringlicher Appell durch die Gesellschaft und Weltwirtschaft. Das Pariser Klimaabkommen der Vereinten Nationen ist der massgebende Wegweiser zur Begrenzung des Klimawandels.

Der European Green Deal packt die Verantwortung beim Schopf und gibt das Ziel Netto-Null bis 2050 vor. Die CO2-Emissionen sollen auf null reduziert werden, um die gesetzte 1.5 °C-Marke nicht zu überschreiten.

Global Warning — mit kühlem Kopf zu Netto-Null

In den vergangenen 150 Jahren ist die CO2-Konzentration um etwa 45 Prozent gestiegen. Jedes Jahr emittieren wir Milliarden von Tonnen CO2 in die Atmosphäre. Veränderungen in kleinen Schritten an bestehenden Prozessen und Systemen werden in Zukunft nicht mehr ausreichen, vielmehr müssen wir den Pfad der Kohlenstoffemissionen radikal ändern. Die Weichen müssen mithilfe transformativer Technologien auf eine Wirtschaftsweise gestellt werden, die den CO2-Ausstoss nachhaltig reduzieren und den Weg zu einer Kohlenstoffdioxidfreien Weltwirtschaft ebnen.

4 Things That Need To Change

Zu den Hauptemittenten von Treibhausgasen werden vor allem die Energiewirtschaft, der Transport, das verarbeitende Gewerbe und die Landwirtschaft gezählt. Jegliche 1.5 °C-Szenarien erfordern in diesen Sektoren grosse wirtschaftliche Veränderungen.

Foodure — tierischen Hunger auf pflanzliches Fleisch

Etwa 20 Prozent der jährlichen Treibhausgasemissionen, die primär durch Methan verursacht werden, stammen aus der Landwirtschaft. Unsere Ernährung wird sich verändern. Laut einer Studie des Thinktanks RethinkX werden wir bis 2035 fast kein tierisches Fleisch mehr essen. Allein beim Rindfleischkonsum wird ein Rückgang von 90 Prozent prognostiziert. Plant-based Meat ist nur eine von vielen Alternativen, besteht vollständig aus pflanzlichen Zutaten und ähnelt tierischen Fleischprodukten. Weizen, gelbe Erbsen und Kokosnuss sind als Zutaten aufgrund fleischähnlicher Geschmacksprofile in den Vordergrund getreten.

Transformative Technologie — mobil machen gegen CO2

Eine neue Ära in der Nutzung von Wasserstoff als saubere Energie? Die Hyundai Motor Company lieferte jüngst die ersten Serien-Brennstoffzellen- Nutzfahrzeuge an Schweizer Kunden aus. Schwerverkehr emittiert nur Wasserdampf — das möchten sich Coop, Migros und etliche weitere Unternehmen nicht entgehen lassen und haben bereits Vorbestellungen getätigt. Bis 2025 wird mit einem Lieferumfang von 1’600 weiteren XCIENT Fuel Cell Trucks gerechnet. Hyundai reagiert auf die steigende Nachfrage nach umweltschonenden Transportlösungen und kündigt neben Europa auch die Expansion nach Nordamerika und China an. Der südkoreanische Automobilhersteller unterstützt zudem das wachsende Wasserstoff- Ökosystem und bemüht sich um ein flächendeckendes Tankstellennetz in der Schweiz. Erklärtes Ziel ist die Weiterentwicklung der Brennstoffzellen- Energie für eine saubere und nachhaltige Mobilität.

Hallo, klimaneutraler Transport — ade, CO2- Emissionen!

Grünes Zement

40 Prozent der Kohlenstoffemissionen sind auf den breiten Industriesektor zurückzuführen. Eine bessere Integrierung der Kreislaufwirtschaft, die Optimierung von Prozessen und eine Steigerung der Effizienz würden einem grossen Querschnitt der Industrie bis 2050 ermöglichen, ihre CO2-Emissionen um ein Drittel zu verringern. Der Weltmarktführer LafargeHolcim mischt seinem «Zement der Zukunft» mittlerweile auch Bauabfälle bei, weshalb «Susteno» bei der Betonherstellung schon jetzt 10 Prozent weniger CO2 verursacht.

Carbon Management

CO2 direkt aus der Umgebungsluft filtern? Das Start-up Climeworks mit Sitz in Zürich hat eine Art Staubsauger erfunden, der CO2 aus der Atmosphäre zieht. Kollektoren filtern das Kohlendioxid und reinigen die Luft vom Treibhausgas — Direct-Air-Capture- Technologie (DAC). Im Gegensatz zu Bäumen und Pflanzen benötigt diese Technologie etwa 400-mal weniger Fläche. Coca-Cola kauft bereits das abgespaltene Kohlendioxid und nutzt es zur Getränkeherstellung. Der Preis pro «eingefangener» Tonne CO2 soll bis 2030 bei 100 Franken liegen. Derzeit befindet sich der Bau einer Anlage zur CO2-Speicherung in Planung, die das abgeschiedene CO2 unterirdisch lagert und somit negative Emissionen produziert.

Wenn Outsider die Insider überholen

Wahre Innovation erfolgt meist branchenfremd. So «innovieren » traditionelle Autobauer seit Jahrzehnten die Effizienz der Verbrennungsmotoren. Es war aber Neuling Tesla, der das Kapitel der Mobilität neu schrieb. Anleger*innen müssen ihren Portfolios frühzeitig Zukunftbeweger beimischen, die mit ihren Innovationen die Regeln der Energiewirtschaft (erneuerbar statt fossil), Mobilität (geteilt statt Besitz), Landwirtschaft (smart statt Masse) und industriellen Fertigung ( additiv statt subtraktiv) neu definieren.